Tagung

Schamanismus, Klimawandel und urbanes Leben

Der fortschreitende Klimawandel und die zunehmende Urbanisierung bewegen Menschen auf der ganzen Welt. Vom Verschwinden der Insekten im eigenen Garten bis hin zu extremen Wetterschwankungen prägen die Veränderungen unsere Nachrichten. Darüber hinaus leben heute weltweit bereits mehr als die Hälfte aller Menschen in Städten. Eine zentrale Frage der Zukunft wird sein, wie man städtische Gebiete nachhaltig und an die natürliche Umgebung eingebunden ausrichten kann.

Schamanismus als lebendige Tradition und bodenständige Methodologie ist geradezu prädestiniert dafür, mit dem Wissen und der Kraft der Geister gegenwärtige Herausforderungen anzugehen und neue Wege zum Wohle aller zu eröffnen. Aus diesem Grund kamen im August 2019 Vertreter zweier schamanischer Traditionen mit zahlreichen schamanisch Praktizierenden in München zusammen, um sich diesen Themen gemeinsam zu nähern.

Bericht eines kraftvollen Abends in München

Roland Urban, Geschäftsführer der Foundation for Shamanic Studies Europe, und der nepalesische Schamane Suraj Rai leiteten die schamanische Arbeit. Sie schlugen kulturelle und spirituelle Brücken zwischen dem Core-Schamanismus und der schamanischen Tradition der Kirati im östlichen Nepal.

Woran erkennen wir die Auswirkungen des Klimawandels und wie gehen wir zum Wohle aller damit um? Welche Ratschläge geben uns die Geister für das Leben in der Stadt? Unter Einbezug aller Anwesenden kamen Ergebnisse zu Tage, die Zuversicht und Hoffnung wecken:

  • Es ist alles da, was wir brauchen. Wir haben alle Möglichkeiten, um unsere Probleme anzugehen und Lösungen umzusetzen. Moderne wie spirituelle Technologien (wie die schamanische Reise) stehen ausreichend zur Verfügung.
  • Achtsamkeit und Respekt vor unseren Lebensgrundlagen – Ressourcen wie Wasser und Lebensmittel – sind wichtig und lassen sich gut in den Alltag integrieren. Eine ökologisch nachhaltige Lebensweise beginnt bereits im Kleinen.
  • Die Erde heilt sich selbst. Wir müssen vor allem Sorge dafür tragen, wie wir selbst nachhaltig auf ihr leben können. Und uns die Frage stellen, ob wir tatsächlich die Verantwortung für den Tod anderer Lebensformen übernehmen wollen.
  • Nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit Menschen und Geistern können wir viel erreichen.

In lebhafter Diskussion teilten die Praktizierenden diese und weitere Erfahrungen, die in der Essenz an die Ergebnisse unser Tagung Schamanismus und Ökologie erinnern lassen. (1) Ein Teilnehmer berichtete im Nachgang, wie er einige Tage später mit der S-Bahn durch München fuhr. An einer exponierten Stelle an einer Mauer entdeckt er ein neues Graffiti: „Das Klima kann sich ändern. Du Dich auch?“

Schamanische Arbeit für konkrete Veränderungen

Insbesondere in schwierigen Zeiten ist es die Aufgabe von SchamanInnen, die Geister zu befragen, um mit ihrer Hilfe neue Kraft, Zuversicht und Hoffnung in die Gemeinschaft zu tragen. Wir setzen den Dialog und die Arbeit fort. Unter anderem mit unserem neuen Seminar ´Shamanism for Inspired Local and Global Change´, im September 2019 von Susan Mokelke, der Präsidentin der FSS, erstmals in Europa durchgeführt. Der Fokus liegt auf der Anwendung schamanischer Divination (Weissagung) zur Entwicklung von effektiven, nachhaltigen und in der alltäglichen Wirklichkeit angesiedelten Lösungsansätzen für kollektive Probleme.

Zum Seminar: Schamanische Wege zu lokaler und globaler Veränderung

 

Quellen

(1) Vgl. Urban, Roland; Huguelit, Laurent (2018): Schamanismus und Ökologie. Chamanisme et Écologie. Wartberg ob der Aist: Foundation for Shamanic Studies Europe.

Foto: Bertrand Carlier